AUSSTELLUNGEN 2022
Halle 26.11.-31.12.2022
Die lange Nacht fängt früh um elf an.Dieter Gilfert – Bilder Dieter Gilfert ist ein Hallesches Markenprodukt. Ein abgeklärter Minimalist.Seine Arbeiten haben einen hohen Wiedererkennungswert. Gilfert ist ein Graphiker, der an die…
Halle 05.09.–15.10.2022
NORBERT KALTWAßER Norbert Kaltwaßer zeigt phantastische Inszenierungen in großformatigen Farbfotografien und Stillleben. „Ideen habe ich ausreichend. Sie sind einfach da, sie kommen aus dem, was ich bisher gesehen, erlebt und…
Halle 02.07.-01.09.2022
Wir freuen uns sehr, Sie zu einer feierlichen Eröffnung am Samstag, dem 02. Juli 2022, 11:00 Uhr, begrüßen zu dürfen. Einführende Worte spricht Frau Dr. Angela Dolgner (Kunsthistorikerin). Herbert Lange…
Halle 16.05.-25.06.2022
BEATE GÖDECKE – MALEREI / CHRISTIN MÜLLER – MALEREI / COCO RADSACK – SCHMUCK BEATE GÖDECKEBeate Gödecke lebt und arbeitet in Halle/Saale. Bereits als Kind zeichnete sie gern.Auch nach dem…
NORBERT KALTWASSER
Norbert Kaltwaßer „Ideen habe ich ausreichend. Sie sind einfach da, sie kommen aus dem, was ich bisher gesehen, erlebt und gelesen.“ (Norbert Kaltwaßer) „Versuch und Irrtum spielen eine große Rolle…
Halle 11.04.-12.05.2022
Prof. Ulrich Reimkasten DIE ÄSTHETIK DER DIFFERENZ. Als Künstler und Professor für Malerei und Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle istUlrich Reimkasten ein Suchender zwischen den Welten, der…
Halle 29.01.-03.03.2022
OTTO MÖHWALDLeise, sanft und zurückhaltend, bisweilen leer und gegenwartsunabhängig wirken die Bilder Otto Möhwalds.(Stadt)-Landschaften, Akte und Interieurs sind bevorzugte Bildgegenstände des Künstlers.Dabei ist der Betrachter aufgerufen genau hinzusehen um assoziieren…
Reinhard Hentze
Reinhard Hentze Biografie 1955 in Halle (Saale) geboren1976-1982 Ausbildung und Tätigkeit als Buchhändler 1982-1984 Archivar in der Deutschen Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA 1984-1989 Studium der Fotografie an der Hochschule für…
Peter Kersten
Peter Kersten Biografie 1937 geboren in Berlin 1952-57 Lehre und Tätigkeit als Maurer 1956-57 Studium an der Ingenieursschule für Bauwesen in Neustrelitz 1957-61 Studium an der Hochschule für bildende und…
Knut Mueller
Knut Mueller Biografie 1952 in Halle / Saale geboren1970–1975 Studium und Diplom an der Hochschule für Kunst und Design in Halle1975–1986 freiberuflich tätig in Halle, Leipzig und Berlinseit 1986 freiberuflich…
Helmut Brade
Halle, am 29. Januar 2022
Zeitkunstgalerie
Thomas Wittenbecher liest
Heiner Müller:
Es ist durch nichts erwiesen, dass der Mensch auf der Erde das
herrschende Lebewesen ist. Vielleicht sind das ja die Viren, und wir sind
nur Material, eine Art Kneipe für die Viren. Der Mensch als Kneipe, eine
Frage der Optik.
H.B. spontan
Volker Braun
Nicht Vulkane, Viren werden unser Untergang sein. Nicht Plinianische
Eruptionen, die Camusische Pest.
Zu Otto Möhwald
Was macht Otto Möhwalds Malerei so wertvoll? Es ist doch bestimmt
nicht die Topographie seiner Straßenbilder oder die Archivierung
menschlicher Körper oder Gesichter. Seine Flure kennen wir inzwischen
sehr gut, müssen wir die kennen? Ein nicht einmal beschriebenes Blatt
Papier, das zufällig auf einem Hocker liegt, wird Malerei. Hat er denn gar
keinen Inhalt?
So lieb ist der Liebe Gott nun auch wieder nicht, daß er dem, der
keinen Inhalt hat, die Form schenkt. So sieht es Alfred Hrdlicka.
Was ist nun dann eigentlich Möhwalds Inhalt? Es ist die Haltung zum
Leben, zur Welt selbst, zu Räumen, zu dem unbegreiflichen Da-Sein
überhaupt. Und es ist eine tiefe stille Ehrfurcht vor der „Schöpfung“ selbst.
Warum? Warum? Und doch!
Wir sind da, und das ist nicht nur ungeheuerlich, sondern auch schön,
im Grunde ein erstaunliches Geschenk. Ich behaupte nun, dass das Inhalt
sein kann, und dass es möglich ist, einen solchen Inhalt über Kunst, zum
Beispiel mit Musik, und eben auch mit Bildern oder Lithographien
sichtbar zu machen. Wenn die äußerlich so harmlosen Bilder von Otto
Möhwald in naher Vergangenheit ärgerlich wurden, (es wurde tatsächlich
hier in Halle eine Ausstellung geschlossen), kann es nur damit
zusammenhängen, dass sie etwas ausdrücken, das politisch nicht
verwertbar war, eher irritierend und sogar unfassbar. Und, dass man mit
diesen Bildern sehr gut leben kann, das hat denselben Grund. Es sind
meditative Räume, die sich erschließen und die immer da sind, zeitlos,
abgrundlos. Und sogar schön.
Zu Martin Möhwald
Ken Mogi:
Die Japaner haben die Kunst der Keramik immer geschätzt. Schalen, die
für Teezeremonien verwendet werden, werden seit Jahrhunderten
besonders verehrt. Wenn sich Feldherren einst in der Schlacht einen
Namen erfochten hatten, erwarteten sie berühmte Teeschalen als
symbolische Belohnung. Es wird sogar behauptet, dass einige dieser
Krieger enttäuscht gewesen seien, als sie statt einer kostbaren Schale nur
ein Schloss und eigene Ländereien erhielten.
Martin Möhwald ist ein Arbeiter. In seinem kleinen Haus in Kröllwitz
hängt im Eingangsbereich der Meisterbrief. Er ist Handwerksmeister. Er
ist kein Autodidakt, kein Hobbykünstler. Studiert hat er allerdings nicht.
Jedenfalls nicht an unserer berühmten Kunsthochschule. Er hat überall
studiert, als Kind zu Hause, als junger Mann in Marwitz bei Velten in
hochkünstlerischer Atmosphäre, und dann in der ganzen Welt. Es gibt die
Weltfamilie der Keramiker, er gehört dazu.
In seiner Werkstatt hängen zwei große Ölbilder: Bachmann, Möhwald.
Dann gibt es noch eine große keramische Figur von Gertraud Möhwald.
Im Schaufenster stehen absonderliche Keramiken der Weltfamilie, Halle
eingeschlossen. Dann gibt es noch allerliebste kleine chinesische
„Hochzeitsgeschenke“, verborgene Anleitungen ehelichen Intimlebens,
vieldeutig, geheimnisvoll, eindeutig. Er hat einige ausgestellt, Früchte, die
es in sich haben. Tomaten, Auberginen Erdnusskerne, nun mal nicht
verborgen, von Martin für kurze Besichtigung freigegeben. Weltkunst.
Daneben noch eigene Miniaturen, kleine Steine, Straßenschotter, mit
einem „Schnitzmesser“ für eine Ostmark, Künstlerbedarf, zu
Schmuckstücken verwandelt. Man sollte sie sich genau angucken. Da
sitzt er nun und arbeitet. Ich beobachte das seit Jahren. Es gibt eine
erstaunliche Kontinuität und immer etwas überraschend Neues.
Neuerdings sind seine Werke etwas farbiger geworden, ich hätte es nicht
für möglich gehalten. Und alles ist schön.
Es lebt in einer Welt Maßstab setzender Kunstwerke und trinkt Grünen
Tee dazu. Der Tee kommt nicht aus Ammendorf, obwohl es auch da
Maßstab setzende Kunstwerke gab und gibt; Gertraud Möhwald hatte dort
ihre Werkstatt. Wir sehen auch hier einige ihrer Werke, die zwischen freier
Plastik und unfreier Keramik auf wunderbarste Weise oszillieren. Der Tee
also kommt aus dem fernen China. Und dort war Martin auch schon selber
und hat auf abenteuerlichen Märkten mehr oder weniger kaputte Teller und
Schälchen gekauft. Damit umgibt er sich nun auch noch zu Hause. Es gab
eine Zeit, wo ein kaputter Teller so wertvoll war, dass er nicht gleich
weggeworfen wurde. UHU-Plus gab es noch nicht, dafür Handwerker, die
aus Scherben Kunstwerke wiederherstellen konnten, die davon mitunter
noch schöner wurden. Er hat mir zwei solcher Teller geschenkt. Man kann
sie benutzen. Sie sind uralt. Unvorstellbar schön, auch die Rückseiten. Die
Form ist schön. Warum? Es geht um Millimeter, nichts ist zufällig, uralte
überlieferte Kenntnisse sind auf natürliche Weise eingeflossen, auch
Demut und Askese. Bemalung muss nicht sein, aber sie ist oft die
Steigerung in eine höhere Sinnesebene. Gern würde ich mal die Künstler
und alle Vorbesitzer einladen.
Wer zwischen solchen Scherben lebt, und ihren Wert versinnlicht, kann
nichts Hässliches ertragen und schon gar nicht selber machen. Das ist das
Geheimnis von Martin Möhwald. Er ist ein Arbeiter mit goldenen Händen.
In Japan würde er zum „Lebenden Staatsschatz“ gehören. Er lässt uns
teilhaben, seine Werke sind da, eben auch hier, in dieser schönen Galerie.