GERD WEICKARDT
ZAUBERLEHRLING
eine von mir 1990/91 geschaffene Kunstfigur, eine Abspaltung meines Alter Ego. Er besteht aus einer Kopfzeichnung – Zugang zum äußeren Kosmos und einer Bauchzeichnung – Zugang zum inneren Kosmos dem Bauchgefühl.
Der Zauberlehrling steht im eigenen Ereignishorizont.
Ausgerüstet, mit der Magie eines Zauberstabs entschleunigt er die Zeit.
Ereignisse des äußeren Kosmos werden als Ereignisbilder festgehalten um sie im inneren Kosmos umgewandelt als Sinnbilder zu speichern.
Zauberlehrling Medium und eine Metapher der Empathie, der mit dem äußeren und inneren Bilderkosmos unter den Bedingungen des Menschlichen im Spannungsfeld der Gefühle steht.
In ständiger Wechselwirkung zwischen Natur und Kultur, Geist und Körper, Himmel und Hölle, Liebe und Hass, Leben und Tod, bildet sich ein Kreis, der sich nicht schließen lässt, sich wiederholt, immer anders, offene Bildwelten nach innen und außen gerichtet, immer bereit auf diesem doppelten Weg neues in sich aufzunehmen.
Eigene Geschichte und Geschichten, Erlebnisse und Erfahrungen werden in Wechselwirkung der Bilder, erneuerbar, verstehbarer und mit dem Zauberwort „Empathie“ fühlbar.
Es entstehen neue Bildwelten deren Wertvorstellungen sich neu definieren und ihre eigene Realität schaffen!
Ereignis und Sinnbilder ein Endloszyklus über Raum und Zeit.
Ein besonderes Ereignis möchte ich erwähnen.
In einer Dokumentation 2014 im Fernsehen, wurden zum ersten Mal
30 000 Jahre alte Höhlenzeichnungen aus dem australischen Outback gezeigt und von Schamanen kommentiert.
Eine dieser Zeichnung war zeichnerisch wie inhaltlich,- bis auf die Modifikation Zauberstab- mit meinem Zauberlehrling identisch.
Gerd Weickardt
Biografie
1949 in Halle/Saale geboren
Erlernter Beruf: Bergmann – Hauer
Seit 1969 als Autodidakt in Malerei und Grafik
Seit 1973 freischaffend in Halle tätig
Finanzierung meiner Malerei durch verschiedene Berufe:
Maschinenarbeiter, Beifahrer, Lackierer, Strahlentroster,
Theatermaler, Dekorateur, Betriebsmaler.
1978 Aufnahme in den Verband bildender Künstler der DDR
1991/92 Beginn der Arbeit am „Zauberlehrling“
Ab 1996 Arbeitsausstellung „Zauberlehrling“
Austellungen
Museum Schloss Augustusburg Weißenfels
Museum Schloss Bernburg
Museum Schloss Ballenstedt
Museum Eilenburg (Sachsen)
Museum Schloss Lichtenburg Prettin
Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden (Thüringen)
Museum Schloss Moritzburg Zeitz
Die Eröffnungsrede von Prof. Dr. Peter Kolbe.
Meine D & H,
ich darf Sie zunächst sehr herzlich zu dieser wundervollen Ausstellung von Gerd Weickardt
begrüßen ‐ zu seinem Zauberlehrling.
Gerd ‐ ein ´alter Freund´ mit einer starken philosophischen Ader
Gerd und ich kennen uns sehr lange, mehrere Jahrzehnte, vielleicht 50 Jahre; da waren wir
Mitte 20, Gerd ist ein ´alter Freund´. Und so wie ich selber nicht über ´Form und Farbe´ an
die ´Burg´ gekommen bin, sondern über die Designtheorie von Horst Oehlke ‐ als theoretisch
ambitionierter Physiker habe ich mich gefragt, was theoretisieren sie denn so ´die lieben
Designer´ ‐ gleichermaßen habe ich auch Gerd nicht über ´Form und Farbe´ kennen gelernt.
Es war die Alltagsphilosophie, die Gespräche über neueste Forschungen, über das Leben,
über unsere Beziehungen, … Und bezeichnender Weise habe ich Gerd in der Sauna kennen
gelernt ‐ an der Seite der tollen Christina Brade…
Heute treffen wir uns vielleicht alle 3 bis 4 Wochen, da können aber auch mal 3 Monate
dazwischen liegen ‐ zu ´Werkstatt‐ oder Atelier‐Gesprächen´.
Gerd verfügt über eine starke ´philosophische Ader´ und das macht die Gespräche zwischen
´Inhalt und Form´, zwischen dem was er malt und dem was er darüber sagt mehr als
spannend ‐ es ist das Leben.
Das ´Werden und Gedeihen´ der drei hier ausgestellten Triptychen konnte ich in den letzten
sechs Jahren mitverfolgen ‐ und erleiden. Auf diese ´kleinen Bildgeschichten´ möchte ich
mich im Folgenden beschränken.
100 Jahre ‐ ein langes Leben, eine kurze Zeit ‐ „Raum und Zeit mit Zeitfenster“
100 Jahre ‐ ein winziger Augenblick in kosmischen Dimensionen und dennoch unser „ganzes
Leben“. Von diesen 100 Jahren haben Gerd und ich etwa drei Viertel hinter uns gebracht
‐ und so kann man fragen: Was sind die Erlebnisse, die Ereignisse, die Erfahrungen,
die auf einen ´einprasseln´? Die 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, das war die
Zeit in der der erste Sputnik in den Weltraum flog, kurze Zeit später der erste Kosmonaut Juri
Gagarin, es war die Zeit der ersten wuchtigen TV‐Geräte ‐ mit Bildschirmröhren in
wachsenden Dimensionen, kaum zu vergleichen mit der Qualität und Bildauflösung heutiger
Smartphons. Dann die 70ern und 80er Jahre (da waren wir um die ´30´) kam die Zeit der
ersten Computer ‐ auch in der DDR ‐ und der ´Einzug der Computer´ in die ´Burg´ war ein
mehrjähriger Kampf..
Reflektiert man die Flut dieser Ereignisse und spannt den Rahmen noch etwas größer, dann
gelangt man nahezu ´im Gleitflug´ zu Gerd´s erstem Triptychon ‐ „Raum ‐ Zeit mit
Zeitfenster“: Ein Leben beginnend mit dem ersten Herzschlag ‐ noch im Mutterleib, eine
erstaunliches ´Ding´, wie es so einfach anfängt plötzlich zu schlagen ‐ und endend mit dem
letzten Herzschlag, dem letzten Atemzug im Tod. Dazwischen ´das Zeitfenster´, der Blick von
Innen nach Außen, der Blick von Außen nach Innen, und die Flut der Ereignisse und
Erfahrungen, die Fülle ´neuen Wissens´, das unbewusst in uns einströmt, uns durchflutet.
Die Reise beginnt: Der kleine ´Zauberlehrling´ ‐ das Alter Ego von Gerd in der Gestaltgebung
einer Kinderzeichnung ‐ wird auf ein kleines, gefaltetes Boot gestellt und in den Strom des
Lebens gesetzt. Eine Bild‐Serie hierzu „Das Flaggschiff der Phantasie“ ist von Gerd mehrfach
aufgegriffen worden ‐ eines ist auch hier ausgestellt.
Das Fadenkreuz der Erkenntnis ‐ „Die Metamorphose“
Was sind unsere Erfahrungen, wie kann man sie fassen? Hier werde ich an meine Vorlesung
„VR‐Conception II ‐ Vison“ erinnert*).
Aufgespannt hatte ich hier ein ´Fadenkreuz der Erkenntnis´ (ein ´Fensterkreuz´) zwischen
´Natur´ (links) und ´Kultur´ (rechts), zwischen ´Makro´ (oben) und ´Mikro´ (unten) und im
Zentrum ´Der Mensch, das Maß der Dinge ´ ‐ Quelle und Senke aller Aus‐ und Eindrücke…
´Makro + Natur´ erfasst unser Wissen zu Planeten und Sternen, zu unserer Milchstrasse und
Galaxien, .., zu ´Schwarzen Löchern´, ´Dunkler Materie´ und ´Dunkler Energie´..
´Mikro + Natur´ bestimmt unser Wissen zum Kleinsten, den ´Atomen´ und Molekülen, den
subtilen Syntheseverfahren etwa der Biochemie ‐ wie z.B. die Gen‐Schere ´CRISPR/CAS´ oder
die Boten‐RNS (mRNS), das Transportschiff der neusten medizinischen Forschung und
Medikamenten‐Transporte direkt in die Zelle…
´Makro + Kultur´ erfasst den Raum unserer ´Großen Bauwerke´, beginnend bei den
Pyramiden, Burgen und Schlössern, über Opernhäuser, Schlachthöfe und Atomkraftwerke
bis hin zu höchsten Fernsehtürme, riesigen Chemieanlagen (wie wir sie etwa in Leuna
vorfinden) und der ISS, der internationalen Raumstation…
´Mikro + Kultur´ umschließt das gesamte Wissen zu Computern, zu Mikroprozessoren,
Speichern, …, die gesamte ´Nanotechnologie´, die Technologien unter Rasterelektronen‐
und Ionenstrahl‐Mikroskope und zu Silizium‐Wafern…
´Das Zentrum, der Mensch als Maß der Dinge´ erfasste neuste medizinische Forschungen,
Computer‐Tomographen, die Erforschung unseres Hirns, ´Neuronale Netze´ ‐ und die ´KI´…
Die ´Umgebenden Sphären´ der gesellschaftlichen Entwicklungen, die Spannungen innerhalb
unserer ´kulturellen Evolution´, das Ringen und der Kampf um die Werte von Gesellschafts‐
ordnungen wurden erst später eingefügt und thematisiert ‐ sie waren aber stets ´Stoff´ der
zahlreichen Bildwerke von Gerd und der ´Atelier‐Gepräche´ mit ihm..
Jedes Jahr mussten die Studenten zu diesen fünf Themenfeldern „Neues“ zusammentragen
‐ und zwar in Wort und Bild !!
Denn: Auch das ´Vorn´ und ´Hinten´ dieses ´Fadenkreuzes´ wurde belegt ‐ es mutierte zum
´Raumkreuz´:
´vorn´ war der ´Bildraum, der Raum unseres bildhaften Denkens und Wissens in Bildern,
Ikonen und Indizien,
´hinten´ war der Raum unseres abstrakt Denkens und Wissens in Symbolen, der Raum des
Philosophierens, der Raum von Geschichten und Märchen, aber auch der Raum der
abstrakten, mathematischen und physikalischen Formelwelten..
Wenn man dieses Fadenkreuz von Natur und Kultur, von Makro und Mikro vor Augen hat,
dann springt man direkt hinein in „Die Metamorphose“, dem zweiten Triptychon von Gerd:
Die Ausbreitung des Menschen über den gesamten Erdball, von der Wiege der Menschheit
in Afrika unter tropischer Hitze bis hin zu den Polen in arktischer Kälte, der zugefrorenen
Beringstrasse und die Erschließung Amerikas. Im Zentrum des Triptychons die Pyramiden,
die Sphinx, ..und Kosmos, Milchstrasse, ´Schwarzes Loch´, ein Jet von Gammastrahlen..
Und hier erkennt man was ´Kunst´ ausmacht: Die ´Weiße Taube´ fliegt über der Wüste,
der Seeadler fängt einen Fisch aus dem Polarmeer und durch das Triptychon durchpflügen
´Fenster unserer Erkenntnisse´ den Raum ‐ den Kulturraum, den Weltraum…
*) Als Physiker hatte ich an der Burg die Professur für „Designinformatik“ und moderierte den Masterstudiengang
„Multimedia|VR‐Conception“ ‐ Konzeptionen für den „Virtuellen Raum“, für virtuelle Modelle von neuen (Autoren‐)
Werkzeugen und für Simulationen zu Anwendungen wie etwa das ´Virtuelle Teile‐Center Mercedes‐Benz´(1996, zur
A‐Klassen‐Einführung) oder das ´Implantorium ‐ ein virtuelles Experimentallabor zur Stomatologischen Implantologie´, …
Wir Menschlein ‐ Ultrafeinstaub im Kosmos
Und hier muss ich als Physiker dennoch unsere Alltagsvorstellung von Größe ´etwas´
korrigieren: Die größte Pyramide ‐ die Cheops‐Pyramide ist knapp 150 Meter hoch ‐
gigantisch für ihre Zeit, dem Himmel zugewandt, dem gottnahen Pharao würdig…
Doch nun kommt Schulwissen: Die Erde hat einen Umfang von ca. 40.000 km und Umfang ist
gleich Pi mal Durchmesser. Der Durchmesser der Erde ist damit etwa 13.000.000 Meter.
Stellen Sie sich nun die Erde als Kugel mit einem Durchmesser von ca. 1,3 Meter vor sich hin,
sie erreicht dann etwa Brusthöhe! Mit diesem Maßstab von 1 : 10.000.000 kann man sich
nun fragen: Wie groß (dick) ist unser Lebensraum ‐ von der Meeresoberfläche bis zum
höchsten Berg von ca. 10 km? Antwort: exakt 1 Millimeter!!
Das heißt: Auf dieser Kugel von 1,3 Meter ist dieser winzige Saum von 1 Millimeter unser
Lebensraum. Und fragt man weiter: Wie groß sind wir (großen) Menschen von etwa 2 Meter
dann in diesem dünnen Saum? Antwort: exakt 0,2 Mikrometer! In entsprechenden
Technologien nennt man das ´Ultrafeinstaub´!
Das sind wir ‐ ´Ultrafeinstaub´ im Millimeter‐Lebens‐Saum unserer Erde*).
Damit komme ich zum dritten Triptychon von Gerd ‐ „Sonnenfinsternis“, vielleicht sein
gelungenstes Triptychon in dieser Ausstellung…
Fluch und Segen der ´symbolischen Welt´
Auch hierzu erscheint mir eine Anmerkung notwendig. Der ´Segen der symbolischen Welt´,
das sind unsere Geschichten, unsere Romane und Filme, unsere Märchen ‐ es sind unsere
täglichen Gespräche.
Der ´Fluch der symbolischen Welt´ das sind die Lügenmärchen und Fake News ‐ auf das
Engste verbunden mit unserer menschlichen Anfälligkeit zum Glauben.
Mit der Trennung, dem Abriss symbolischer Welten, primär Lautbildungen wie Warn‐ und
Lockrufe, von der Realität der uns umgebenden Bildwelt, dem visuellen Fluss beim Laufen,
Springen und Jagen, mit der Formierung eigenständiger ´Geschichten´ und ´Ideologien´ in
der kulturellen Welt unserer Gesellschaftsordnungen, wird die ´Büchse der Pandora´
geöffnet. Zum einen erreichen wir eine hohe Flexibilität in der Märchenerzählung
‐ losgelöst von der Schwerfälligkeit der Realitätsnähe (man vergleiche nur etwa den Aufwand
des realen Modellbaus (Hardware) mit der ´Leichtigkeit´ und Effizienz bei der Erstellung einer
Zeichnung oder Computergrafik (Software) ‐ zum anderen aber schafft eben diese Ablösung
von der Realität das Potential für Lügenmärchen, Fake News, Indoktrinierungen und eröffnet
den Kampf zwischen den Ideologien und unterschiedlichsten Glaubensrichtungen, …
Der Mit‐Mensch wird zum Un‐Mensch gemacht, der Abweichler vom ´Rechten Glauben´
zum Ketzer und Un‐Gläubigen. Und ein Ketzer, ein Ungläubiger muss vernichtet werden,
getötet, …, ja ´industriell vergast´ werden ‐ perverser geht es nicht!
*) ..Man kann das Spiel mit dem Feinstaub noch etwas weiter treiben ‐ in Bezug zu unserer Sonne, dem Stern unserer Erde:
Stellt man sich die Sonne als Kugel mit einem Durchmesser von ca. 1.4 Meter vor (real etwa 1,4*109
m, das ist nun bereits
ein Maßstab von 1 : 1.000.000.000!) dann ist die Erde ca. 1,3 cm groß und bewegt sich in einem Abstand von etwa 150
Meter um die Sonne ‐ eine ´Spielzeug‐Murmel´, in deren Saum wir leben als Ultrafeinstaub ‐ und Großes von uns halten,
gewaltige astrophysikalische Modelle berechnen und Sonden in den Weltraum schießen, die nach 10‐jähriger Flugzeit (!)
erfolgreich landen (z.B. die ESA‐Mission ´Rosetta´)..
Aber zeitgleich stecken wir mitten drin in den Kämpfen der kulturellen Evolution mit ´Blut und Eisen´‐ auch gegenwärtig.
Und hier könnte ´KI´ einsetzen ‐ eine ´primär von Menschen gefütterte, künstliche Intelligenz´:
Da ich nicht glaube (!), dass ein einzelnes Hirn oder eine Gruppe von menschlichen Hirnen selbst in riesigen Parlamenten
mit Unterstützung von diversen Beratungs‐Kommissionen ein friedliches Miteinander realisieren kann, wird wahrscheinlich
nur eine KI ‐ gespeist von hinreichend komplexen Gesellschaftsmodellen ‐ das Maß an Komplexitätsbeherrschung
aufbringen können, die hierfür erforderlich ist. Doch dieses Thema soll hier nicht weiter verfolgt werden. Zitat hierzu
(sinngemäß): ´Sei nicht traurig Menschheit, ohne uns hätte es die (KI) nicht gegeben.´
Die Gesellschaftswechsel allein in den letzten 100 Jahre ‐ ein einziges Menschenleben etwa
meines Vaters ‐ erfassen hervorragend sowohl diese Flexibilität der wechselnden Ideologien
als auch die ´klebrige Schmierfähigkeit´ zu der unser menschliches ´Hirnschmalz´ fähig ist:
von der Ideologie des Kaiserreichs unter Wilhelm II. und dem 1. Weltkrieg, zur ´Weimarer
Republik´, zum NS‐Staat unter Hitler und dem 2. Weltkrieg, hin zur DDR und BRD und dem
´Kalten Krieg´ bis hin zum ´Vereinigten Deutschland´ ‐ wertebasiert, wo sich etwa zwei Drittel
(66%) des ´Volksvermögens´ in den Händen von 10% der Bevölkerung befinden…
Die „Sonnenfinsternis“ dokumentiert zugleich in beeindruckender Weise eine Technik von
Gerd ‐ die Initiierung eines Werkes durch ein Ereignis, ein ´Ereignisbild´, und die
nachfolgende Schaffung von korrespondierenden ´Sinnbildern´ ‐ hier in Form eines
Triptychons, einer kleinen, kompakten Erzählung als Bildfolge…
Auslöser war ein Bild aus dem Auschwitz‐Album von Lilly Jacob: Eine gebeugte Großmutter
mit zwei kleinen Enkeln an der Hand, ein drittes Mädchen hinter ihr, begeben sich (nicht
wissend) auf den direkten Weg in die Gaskammer, zwei Stunden später sind alle vier vergast.
Auf anderen Bildern sieht man größere Gruppen von Frauen und Mädchen ‐ ungeeignet für
eine Versklavung und Ausbeutung im KZ ‐ wartend auf ihre Vergasung…
Das Triptychon: im linken Bild das junge Mädchen, am Strand spielend in der Sonne, eine
wuchtige Sonnenbrille (oder eine Blindenbrille…nichts sehen sollend…), im rechten Bild
dieses Mädchen, allein, schreitend, dumpfes, nichts Gutes ahnend, aber nichts wissend
und in der Mitte die Sonnenfinsternis, ein letzter oder erster Strahl einer verschwindenden ‐
oder neu erstehenden ‐ Sonne, das junge Mädchen im hellgelben Kleid, im Sonnenwind und
zugleich die Wucht der nahezu vollen Finsternis, hereinbrechend auf die kleine Gruppe der
gebeugten Großmutter mit ihren Enkeln ‐ besser geht´s nicht…
Und damit will ich Sie ihren eigenen Interpretationen überlassen ‐ danke..