Christian Heinze
„Ich musste mich nie verbiegen.“
Geboren wurde er 1941 in Dresden. Den viel zu früh gestorbenen Vater kannte er kaum, und doch hinterließ der ihm die wesentlichsten Wegbereiter für den späteren Beruf: Farben, Papier, Staffelei. Der Vater war Hobbymaler, im Brotberuf Autoschlosser. Die Mutter Hausfrau und Buchbinderin. Heinze geht an die Arbeiter- und Bauernfakultät, hört dann, dass man Kunst studieren kann. Bewirbt sich, wird genommen. Darüber, dass er plötzlich Student war, wirkt er heute noch erstaunt.
Nach dem Studium will er weg aus Dresden, dort ist ihm alles zu festgefahren. Am liebsten Ostsee, aber da wollen alle hin und es ist kein Platz frei. Potsdam kennt er, weil er dort eine Freundin hat, und zur Ostsee ist es nicht zu weit. 1966 zieht er her, zunächst in die Wilhelm-Pieck-Straße, heute Charlottenstraße.
1968 findet er eine neue Bleibe: in der Villa Rumpf am Heiligen See. Die Maler Peter Wilde, Manfred Nitsche und Alfred Schmidt wohnen auch dort, ebenso wie der Regisseur Kurt Tetzlaff. Zusammen bilden sie bald eine Art Künstler-Kolonie. „Ja, wir waren schon irgendwie legendär“, sagt Heinze heute. Auf die wilde Zeit, die Feiern mit den Defa-Leuten, folgen bald Familien-Zeiten. Kinder kommen dazu. 1992 zieht er aus, in ein eigenes Haus.
Christian Heinze beschreibt sich als einen, der oft Glück hatte im Leben. Mit der herrlichen Villa Rumpf, mit der Tatsache, von seiner Kunst leben zu können – seit 1972 vor allem dank jährlich erscheinender Kalender. Mit der Chance, für die Defa arbeiten zu können und so Orte wie Tadschikistan kennenzulernen.
Für den Gojko-Mitic-Film „Tecumseh“ baut er aufwändige Kakteen und lernt nebenbei das Land kennen. Und auch sonst erlebt er die späten Jahre der DDR nicht als Eingesperrter, sondern als Reisender, der Erlebtes auf Bilder bannt: Er reist nach Usbekistan, in die Sowjetunion, den Libanon und im Jahr 1989 bis nach Simbabwe. Auf dem Rückflug darf er in Italien Pause machen, eine Nettigkeit der Botschaft.
Um all das zu ermöglichen, hat er immer viel gearbeitet, sagt Christian Heinze, „aber ich musste mich nie verbiegen.“ Er fühlte sich in der DDR verwurzelt, musste sich nicht verstellen. War andererseits immer auch Pragmatiker und als solcher ideologisch nicht so eng mit dem Land verwoben, um nach 1989 in ein Loch zu fallen. Im Gegenteil, er hatte wieder Glück. Fand eine Verbindung ins Saarland, wo man ihm Aufträge gab. Stellte weiterhin in Galerien an der Ostsee aus.
Und er fand Themen, die einen Nerv trafen. In den 1990er-Jahren beginnt er, sich mit Potsdam und den Preußen zu beschäftigen. Geht mit Radierungen, Collagen und Zeichnungen auf „Spurensuche“ nach Garnisonkirche, Stadtkanal, Stadtschloss. Für den Wiederaufbau des Stadtschlosses war er, „natürlich“, ebenso natürlich unterstützt er jetzt die Garnisonkirche. Nicht aus Prinzip, sondern aus Mangel an Alternativen, sagt er. „Damit bekommt die Stadt eine andere Perspektive.“ Ein Preußenfan? „Dafür weiß ich zu wenig darüber.“ Er sucht immer noch. (Lena Schneider)
KÜNSTLER
Christian Heinze (*1941 Dresden, lebt und arbeitet in Potsdam). Deutscher Maler und Grafiker. 1960-66 Studium der Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden (HfBK). Seit 1966 freiberuflicher Maler und Grafiker in Potsdam. Ausstellungen im In- und Ausland z.B. 1987 in der Nationalgalerie Harare in Simbabwe und 1997 im Stadtarchiv Dresden. Spezialisierte sich auf die Radiertechniken, vor allem auf die von ihm ausgesprochen malerisch behandelte Aquatinta.
Biografie
Geboren wurde Christian Heinze 1941 in Dresden, wo er auch in den 60er Jahren an der Hochschule für Bildende Kunst Malerei studierte. Seit 1966 ist Potsdam die Wahlheimat des Künstlers. Die brandenburgische Landeshauptstadt avancierte schnell zu einem weiteren Thema im künstlerischen Schaffen Heinzes.
Oft wurde seine Kunst als gegenständlich bezeichnet. Das ist zwar nicht verkehrt, zeigt aber wieder einmal, wie oberflächlich solche Einordnungen sein können. Sicher sind die Natur und Architektur seiner Umgebung, seine bevorzugten Reiseziele, wie die Ostsee oder Afrika, Anlass zum Pinsel, zur Radiernadel oder Papier und Klebstoff zu greifen. Aber was er daraus macht und wie er es macht ist eben diese andere Ebene, die vom Abbild zum eigenständigen Werk à la Heinze führt. Der Betrachter freut sich zuerst über das Wiedererkennen eines Motivs. Aber der Detailreichtum, das subtile Zusammenspiel von Farbtönen und Schattierungen, das experimentelle Verwenden verschiedenster Techniken mit der sichtbaren Freude am Gestalten, prägen sich nachhaltig ein.
Typisch für Christian Heinze ist, dass er für die Entstehung einer Arbeit selten nur eine künstlerische Technik verwendet. Beeindruckend auch, dass er bei der Verwendung nur einer Druckplatte mit jedem Druck ein völlig unterschiedliches Ergebnis erreicht mit immer wieder neuen Farbvariationen und damit neuen Stimmungen, die von sonnendurchflutet, bis winterlich kühl ausfallen können. In anderen Fällen entstehen Farbgrafiken durch das übereinander drucken mehrerer Platten in unterschiedlicher Reihenfolge. Ob man sie Mischtechniken oder Collagen nennt – in jedem Falle sind es Unikate bei deren Anblick sich seine offensichtliche Freude an dem Spiel der Variationen nachempfinden lässt.
Austellungen
2012 Galerie Jordan – Potsdam
2012 Offenes Atelier – Potsdam
2012 Galerie am Jägertor – Potsdam
2012 Bibliothek im Wissenschaftspark „Albert Einstein“ – Potsdam
2012 Galerie Möller – Warnemünde
2012 Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten – Potsdam
2012 „ansichtaussichtabsicht“ – Potsdam
2002 Heimatmuseum – Steglitz